„Das war’s mit Bitcoin… oder?“

Wenn man die Schlagzeilen der letzten 16 Jahre zusammennimmt, könnte man meinen, Bitcoin hätte schon tausend Tode gestorben.

  • 2011: „Das ist nur Spielgeld für Hacker und Kriminelle.“

  • 2014: „Mt. Gox hat alles zerstört, Bitcoin ist tot.“

  • 2017: „Die Community zerreißt sich im Blocksize War.“

  • 2021: „China verbietet Mining, das war’s dann.“

  • 2022: „Der Energieverbrauch macht Bitcoin unmöglich.“

👉Und doch: Hier sind wir, im Jahr 2025, und Bitcoin läuft. Nicht nur das – das Netzwerk ist stärker, sicherer und dezentraler als jemals zuvor.

Heute schauen wir uns all die Krisen an, die Bitcoin angeblich „beendet“ hätten – von Hacks über Hardforks bis zu staatlichen Verboten – und warum sie in Wahrheit nur das Immunsystem dieses Netzwerks trainiert haben.

Börsenhacks – „Not your keys, not your coins“

Eines der größten Missverständnisse ist, dass Bitcoin „gehackt“ wurde. Das stimmt nicht. Die Bitcoin-Blockchain selbst wurde nie kompromittiert.
Was immer wieder passiert ist: Börsen wurden gehackt. Und das ist ein riesiger Unterschied.

Mt. Gox (2014) – der Urknall des Misstrauens

Mt. Gox war die erste richtig große Bitcoin-Börse. Zeitweise wickelte sie über 70 % des weltweiten Handels ab. Dann der Schock: 850.000 Bitcoin verschwanden. Für viele war das ein Weltuntergang – der Kurs brach um mehr als 80 % ein.

Aber:

  • Die Blockchain selbst lief unbeirrt weiter.

  • Das Vertrauen in Börsen bekam einen Riss – nicht in Bitcoin.

  • Ein Satz wurde zum Mantra: „Not your keys, not your coins.“

Heute versteht fast jeder Bitcoiner: Wenn du deine Coins auf einer Börse lässt, gehören sie nicht dir, sondern der Börse. Erst wenn du die privaten Schlüssel (Seed-Wörter) selbst hältst, sind es wirklich deine Coins.

Weitere Hacks: Bitfinex (2016), Coincheck (2018), Binance (2019) …

Die Liste ist lang. Fast jede größere Börse wurde irgendwann Opfer von Hacks. Millionen verschwanden – aber immer nur von Plattformen, nie aus der Blockchain.

Lektion daraus:
👉 Bitcoin ist nicht unsicher. Unsicher sind zentrale Verwahrstellen.
👉 Daraus entstanden sicherere Lösungen: Hardware-Wallets, Multi-Signature, Custody-Anbieter mit Versicherung.

Kurz gesagt: Jeder Hack war teuer – aber ein Lernschritt in Richtung Eigenverantwortung.

Hardforks – Streit in der Familie

Bitcoin ist dezentral – und das bedeutet auch: Es gibt keinen Chef, der alles entscheidet. Manchmal führt das zu heftigen Debatten.

Der Blocksize War (2015–2017)

Die große Frage damals: Sollten Bitcoin-Blöcke größer werden?

  • Befürworter wollten mehr Transaktionen direkt in die Blockchain packen.

  • Gegner warnten: Größere Blöcke machen das Netzwerk schwerer überprüfbar und damit zentralisierter.

Das Ergebnis: Die Community spaltete sich.

  • Bitcoin blieb beim ursprünglichen Plan: kleine Blöcke + Second-Layer-Lösungen wie Lightning.

  • Bitcoin Cash (BCH) spaltete sich ab und setzte auf größere Blöcke.

Und was passierte?

  • Der Markt entschied. BCH verlor mit der Zeit massiv an Bedeutung.

  • Bitcoin blieb dominant – und entwickelte sich technisch weiter.

Weitere Forks: Bitcoin SV, Bitcoin Gold, …

Nach dem Muster „Wir machen’s besser“ entstanden unzählige Abspaltungen. Heute sind sie Randerscheinungen.

Lektion daraus:
👉 In einem offenen System darf jeder seinen eigenen Weg gehen.
👉 Aber der Konsens entscheidet, was den meisten Wert hat.
👉 Ergebnis: Bitcoin hat seine Regeln verteidigt – und ist dadurch glaubwürdiger geworden.

Der China-Mining-Ban (2021)

Das wohl größte Drama der letzten Jahre: Im Mai 2021 verbot China das Mining. Und das war kein kleines Ding – damals lag rund 60 % der weltweiten Hashrate in China.

Der Schock

  • Innerhalb weniger Wochen brach die Hashrate um über 50 % ein.

  • Medien titelten: „Bitcoin am Ende. Chinas Verbot zerstört das Netzwerk.“

Die Realität

  • Miner packten ihre Geräte und zogen um – nach Texas, Kasachstan, Kanada und anderswohin.

  • Die Hashrate erholte sich innerhalb von Monaten komplett.

  • Heute ist Mining viel dezentraler verteilt als vor dem Verbot.

Lektion daraus:
👉 Selbst ein mächtiger Staat konnte Bitcoin nicht stoppen.
👉 Der Angriff führte ironischerweise zu mehr geografischer Sicherheit.

Software-Bugs und Netzwerk-Krisen

Nicht nur Menschen, auch Technik kann Fehler haben. Es gab einige wenige Vorfälle, wo die Software selbst Probleme hatte.

2010 – Der „Value Overflow Bug“

Ein Programmierfehler erlaubte, unendlich viele Bitcoin zu erzeugen. Sofort wurde ein Fix eingespielt – und die Community reagierte geschlossen.

2018 – Der Inflation Bug (CVE-2018-17144)

Ein Bug hätte Miner theoretisch erlaubt, unendlich Bitcoin zu generieren. Entdeckt, gefixt – und nie ausgenutzt.

Lektion:
👉 Offene Software bedeutet: Fehler werden gefunden – und behoben.
👉 Das Netzwerk hat gezeigt, dass es auch in Krisen handlungsfähig ist.

„Tode“ von Bitcoin – eine kleine Sammlung

Wenn man alle Medienberichte liest, müsste Bitcoin längst Geschichte sein.

  • 2011: „Regierungen werden das verbieten, das überlebt nicht.“

  • 2013: „Mt. Gox zerstört alles Vertrauen.“

  • 2017: „Hardforks reißen Bitcoin auseinander.“

  • 2021: „China hat es abgeschaltet.“

  • 2022: „Energieverbrauch macht es unmöglich.“

👉 Tatsächlich ist Bitcoin eines der am längsten stabil laufenden Softwaresysteme der Welt – und es wird mit jedem Jahr stärker.

Warum Krisen Bitcoin antifragil machen

Der Begriff „antifragil“ (von Nassim Taleb) beschreibt Systeme, die durch Stress stärker werden. Genau das ist Bitcoin.

  • Börsenhacks → stärkere Sicherheitspraktiken, Hardware-Wallets.

  • Hardforks → Klarheit über die Regeln und den Wert von Konsens.

  • Mining-Ban → geografisch dezentralere Hashrate.

  • Software-Bugs → robustere Entwicklung und mehr Augen auf dem Code.

👉 Jede Krise, die Bitcoin übersteht, macht es vertrauenswürdiger.

Fazit: Ein unzerstörbares Netzwerk

Bitcoin ist kein fragiles Experiment mehr. Es ist ein System, das in den letzten 16 Jahren alles gesehen hat: Hacks, Verbote, interne Streitereien, technische Bugs.

Und doch: Es läuft. Immer weiter. Block für Block.

Wenn also jemand sagt: „Bitcoin könnte scheitern“, dann lautet die bessere Frage:
👉 „Warum ist es bisher nicht gescheitert – und was müsste passieren, damit es das tut?“

Die Antwort zeigt sich seit 2009:

  • Kein Staat, keine Börse, keine Gruppe konnte Bitcoin stoppen.

  • Jede Krise macht es stärker.

  • Bitcoin ist nicht unzerstörbar – aber es ist das robusteste Geldsystem, das wir je hatten.

Impuls zum Schluss 💡

Vielleicht ist genau das der Grund, warum Bitcoin Vertrauen verdient:
Es hat nicht nur glänzende Tage überstanden, sondern vor allem dunkle Nächte.

Und wenn man etwas über 16 Jahre hinweg hundertfach für tot erklärt – und es immer noch lebt – dann ist es vielleicht doch mehr als nur „Internetgeld“.

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